Ausgeschöpftes Papier – Alternativen für den Wald

Von Meta Liebmann, Natalie Sesko und Nina Steinhübel — 26. August 2016

Fast jeder zweite industriell gefällte Baum wird für die Papierproduktion verwendet. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Papier aus Holz herzustellen?

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Der Amazonas-Regenwald – darunter stellt man sich eine exotische Vielfalt von Leben vor: bunte Blumen, das Geschrei von Affen und majestätische Bäume, die dicht an dicht in den Himmel emporragen. Doch an vielen Orten ist dieses idyllische Bild einer leergefegten Landschaft gewichen, auf der nur noch ein paar Baumstümpfe zu nden sind. Der Lebensraum von Tieren und P anzen ist zerstört. Grund dafür ist neben den Flächen, die für Plantagen oder Viehzucht benutzt werden, der steigende Bedarf an Holz in den Industrienationen, die diesen Rohstoff für diverse Zwecke benötigen. Primär nutzen wir
Holz in der Möbelherstellung und im Papierbereich für Verpackungsmaterial und Printerzeugnisse, wie zum Beispiel Zeitungen und Zeitschriften.

Der Amazonas-Regenwald – darunter stellt man sich eine exotische Vielfalt von Leben vor: bunte Blumen, das Geschrei von Affen und majestätische Bäume, die dicht an dicht in den Himmel emporragen. Doch an vielen Orten ist dieses idyllische Bild einer leergefegten Landschaft gewichen, auf der nur noch ein paar Baumstümpfe zu finden sind. Der Lebensraum von Tieren und Pflanzen ist zerstört. Grund dafür ist neben den Flächen, die für Plantagen oder Viehzucht benutzt werden, der steigende Bedarf an Holz in den Industrienationen, die diesen Rohstoff für diverse Zwecke benötigen. Primär nutzen wir Holz in der Möbelherstellung und im Papierbereich für Verpackungsmaterial und Printerzeugnisse, wie zum Beispiel Zeitungen und Zeitschriften.

Nach einer Studie der UN-Einrichtung »Food and Agriculture Organisation of the United Nations« (FAO) aus dem Jahr 2011 entfallen elf Prozent der weltweiten Abholzung direkt auf die Papierindustrie. Um das Ausmaß des Holzverbrauchs in diesem Bereich einzudämmen, sind neue Wege gefragt, um uns die Informationen zum Beispiel aus Zeitschriften, Zeitungen und Büchern verfügbar zu machen. Möglichkeiten dafür sind das altbekannte Recycling, das System des papierlosen Büros sowie E-Books und die verstärkte Fokussierung auf den Online-Journalismus.

Ein neues Leben für Papier

Recyclingpapier ist das Ergebnis der Wiederverwertung von Altpapier, Karton und Pappe. Demgegenüber wird Frischfaserpapier ausschließlich aus neuen Holzfasern hergestellt. Durch das Recycling werden Holzressourcen geschont und der Energie-und Wasserverbrauch wird im Vergleich zu der konventionellen Papierherstellung um rund zwei Drittel verringert. Des Weiteren reduziert sich der Einsatz von Chemikalien beim Bleichen. Bei Umweltfördervereinen wie zum Beispiel dem Blauen Engel dürfen sogar überhaupt keine optischen Aufheller im Recyclingprozess eingesetzt werden. So besteht ein geringeres Risiko, dass schädliche chemische Stoffe in die Umwelt gelangen.

Da Altpapier zudem nicht auf Mülldeponien entsorgt werden muss, sondern wiederverwertet wird, trägt Recyclingpapier zur Abfallvermeidung bei. Auch finanziell gesehen lohnt sich der Umstieg auf recyceltes Papier: Beim Kauf ergibt sich eine Preisersparnis von fünf bis zehn Prozent gegenüber Frischfaserpapier. Recyclingpapier hat somit deutliche ökologische und ökonomische Vorteile. Laut einer Online-Veröffentlichung von Greenpeace Aachen aus dem Jahr 2015 bestehen Zeitungen zu fast 100 Prozent aus Recyclingpapier. Demgegenüber stehen Zeitschriften und Büropapiere mit nur 30 Prozent Recyclingpapier-Anteil deutlich schlechter da. »»»
Generell ist in der Wirtschaft ein Trend zu mehr Ressourcenschutz erkennbar. Viele Unternehmen stellen dafür auf Recyclingpapier um. Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist die Initiative »CEOs pro Recyclingpapier«, der sich seit 2015 bereits 80 namhafte deutsche Unternehmen angeschlossen haben.

Illustration von Meta Liebmann

Alternative Rohstoffe

Neben der Verwendung von Recyclingpapier gibt es weitere Möglichkeiten, die Frischfasern für die Papierherstellung unnötig machen. Alternative Rohstoffe können beispielsweise aus Faserpflanzen wie Hanf oder Kenaf gewonnen werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Pflanzen schnell nachwachsen und durch kurze Erntezyklen größere Erträge bringen. Auch für die Umwelt bieten sie deutliche Vorteile: Die Verarbeitung der fast farblosen Hanffasern erfordert weniger Bleichmittel. Eine zweite Alternative besteht in der Nutzung von Rohstoffen, die aus der landwirtschaftlichen oder industriellen Abfallproduktion gewonnen werden. Beispiele hierfür sind Stroh und Dung. Diese setzt man aufgrund ihres hohen Zellulosegehaltes häufig in der Verpackungsindustrie ein.
Alternative Rohstoffe, vor allem Hanf, kommen in der Papierindustrie heutzutage verstärkt zum Einsatz. Nach einer Studie der »European Industrial Hemp Association« (EIHA), einem Zusammenschluss der hanfverarbeitenden Industrie, wurde im Jahr 2014 mehr als die Hälfte der in Europa geernteten Hanffasern in diesem Bereich verwendet.

Arbeiten ohne Papier

Der Begriff »Paperless Office« bezeichnet Arbeitsprozesse, die unter komplettem Verzicht auf Papier ablaufen. Das bedeutet, dass in Büros alle Vorgänge, die über ausgedrucktes Papier gehandhabt wurden, durch elektronische Daten ersetzt werden. Einige wenige Unternehmen weltweit haben sich bereits vollständig auf das papierlose Büro eingestellt. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist die niederländische IT-Firma Decos, bei der seit 2011 alle Dokumente digital bearbeitet, gespeichert und archiviert werden. Mit diesem System werden enorme Kosten bei Einkauf, Lagerung, Archivierung, Transport und Entsorgung eingespart. Ebenso werden Ressourcen wie Holz und Wasser geschont. Allerdings ist die Umstellung auf das papierlose System noch nicht sehr verbreitet, da der Großteil aller Unternehmen für wichtige Dokumente und Verträge weiterhin auf gedrucktes Papier setzt. In der britischen Studie »The Myth of the Paperless Office« von 2001 kam immerhin heraus, dass elektronische Kommunikation den Papierkonsum bereits damals weltweit um circa 40 Prozent reduziert hatte.

Bücher in digitaler Form

Eine weitere Alternative zum Papierverbauch stellen E-Books dar. Sie sind leicht und handlich und können mehrere tausend Bücher digital speichern. Ökologisch betrachtet haben E-Books deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Büchern. Rund vier Kilogramm CO2 werden durch die Herstellung eines Buches freigesetzt, besagt ein Bericht der US-Buchindustrie. Die Übertragung eines Buches in seine digitale Form erzeugt nur etwa 100 Gramm CO2. Zudem sind große Mengen Energie und Wasser notwendig, um ein gedrucktes Buch herzustellen. Die digitalen Bücher, die auf dem E-Book gespeichert sind, verbrauchen hingegen keine Ressourcen. E-Book-Reader werden schon heute von vielen Menschen genutzt, haben aber meist nur eine Lebensdauer von zwei bis drei Jahren. Insofern stellen sie umwelttechnisch noch keine wirkliche Alternative zum herkömmlichen Buch dar.

Heißt die Lösung Online?

Viele Verlage nutzen das Internet als zusätzliche Plattform, um ihre Inhalte aus Zeitungen und Zeitschriften zu publizieren. Der Beweggrund für diese Ausweitung liegt darin, möglichst viele Leser durch moderne Medienkanäle zu erreichen. Durch eine Fokussierung auf den Online-Journalismus fallen Druck- und Lagerkosten für die Printprodukte weg und der Papierverbrauch wird reduziert. Dies stellt einen positiven Nebeneffekt für die Umwelt dar. Was den Erfolg des Online-Journalismus betrifft: Mehr als die Hälfte der Leser zieht immer noch gedruckte Medien den Online-Medien vor. Zu diesem Schluss kam eine Studie des »Reuters Institute for the Study of Journalism« von 2015, die den Nachrichtenkonsum in ausgewählten Ländern, darunter Deutschland, Australien und den USA analysiert hatte.

Alle müssen umdenken

Um dem Papierverbrauch entgegenzuwirken, stellen die genannten Alternativen sinnvolle Lösungen dar. Diese werden jedoch bisher unterschiedlich stark genutzt und haben verschiedene Entwicklungschancen. Fraglich ist auch, ob die Überlebenschancen des Waldes tatsächlich ansteigen, wenn die Alternativen verstärkt genutzt werden. Diese Annahme lässt sich schwer prüfen, da nicht ausschließlich die Papierindustrie Einfluss auf die Abholzung des Waldes hat. Ein Umdenken der Gesellschaft und der Industrie ist notwendig, um auch in den anderen holzverbrauchenden Bereichen innovative Lösungen zu finden, um der Rodung der Wälder entgegenzuwirken.

Wie entsteht eine Zeitschrift? Liest überhaupt noch jemand Zeitschriften? Oder ist Print schon tot? Die 25 Studierenden der Lehrredaktion im Wintersemester 2015/16 haben sich intensiv mit dem Thema Print auseinandergesetzt – indem sie selbst ein Printmagazin hergestellt haben und in ihren Beiträgen verschiedene Aspekte beleuchtet haben von der Zeitschriftennutzung über Nischenprodukte bis hin zu Umweltfragen. Eine Zeitschrift über Zeitschriften also. Der Name „Printerest“ ist in Anlehnung an die Onlineplattform Pinterest entstanden, auf der Nutzer Bilder und Texte an eine virtuelle Pinnwand hängen können. Entsprechende gestalterische Elemente finden sind in unserer Zeitschrift wieder.

Seminarleitung: Cornelia Varwig, Nicolaz Groll
Wintersemester 2015/16

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