Von Jana-Romina Bulling und Elena Pattberg — 25. August 2016
E-Books, E-Journale und E-Newspaper: Warum werden Printmedien ins Digitale überführt? Sind gedruckte Bücher, Zeitschriften und Zeitungen nicht mehr gut genug? Die Antwort vieler Online-Befürworter ist: »Ja! Niemand braucht mehr Print!« Aber wie erklärt sich dann, dass die Deutschen jedes Jahr immer noch über drei Milliarden Euro für Zeitschriften ausgeben? Ist Print vielleicht doch gar nicht so tot, wie immer behauptet wird? Wir haben jeweils sechs Gründe pro und kontra Print zusammengetragen.
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Print berührt die Sinne
Gedruckte Zeitschriften kann man
anfassen, man hört die Seiten rascheln
und riecht sogar die Druckfarbe. Laut
einer Studie der Universität Kassel wirkt
sich das positiv auf die Aufmerksamkeit
der Leser aus. Demnach erinnern
sich rund siebenmal mehr Befragte
an bedruckte Briefumschläge als an
E-Mails. Onlinemedien werden diesen
einzigartigen Vorteil nie
erreichen.
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Die Kommunikation fehlt
Die heutige Gesellschaft drängt dazu,
sich mitteilen zu können. Bei vielen
Anbietern von Online-Artikeln haben
Nutzer die Möglichkeit, Kritik, Lob
und ihre eigene Sicht in Kommentaren
zu äußern. Durch Verlinkungen
auf verwandte Seiten und Social-
Media-Portale wird der Networking-
Faktor angeregt. Themen können
weitergetragen werden und eine rege
Online-Kommunikation entsteht.
Im Print ist das schwieriger.
Artikel werden meist still gelesen
und seltener weitergegeben oder
kommentiert.
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Print erreicht jeden
Zeitschriften im Wartezimmer, Plakate
an der Bushaltestelle oder der Aufdruck
auf Kugelschreibern: Print ist überall und
wird im Alltag bewusst sowie unbewusst
wahrgenommen. Er erreicht uns aber nicht
nur unterwegs, wir bekommen zudem Bücher,
Zeitschriften, Kataloge, Werbesendungen
und Prospekte nach Hause geliefert. Laut der
Bundesnetzagentur verteilt allein die Deutsche
Post jährlich 25 Milliarden Printprodukte.
Die rund 9 Milliarden Anzeigenblätter und
Tageszeitungen sind da noch nicht einmal
eingerechnet. Im Durchschnitt macht das 425
Druckprodukte pro Person und Jahr.
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Print ist unflexibel
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Print ist nachhaltig
Einen Artikel online lesen, oder eine
Zeitschrift kaufen? Heute wissen wir,
wie wichtig es ist, unseren ökologischen
Fußabdruck auf der Erde so klein wie
möglich zu halten. Das gelingt mit Print
besser. Ausschlaggebende Faktoren sind die
hohe Recyclingquote und die Tatsache, dass
eine Zeitung beliebig oft und von mehreren
Lesern genutzt werden kann. Grob kann man
sagen, dass man beim Lesen einer Zeitung
circa 20 Prozent weniger CO2 verbraucht,
als beim Lesen desselben Artikels auf einem
Laptop oder Tablet. Allerdings hängt dieser
Wert von vielen Faktoren ab, etwa was für
einen Strommix man bezieht und auf welches
Papier gedruckt wird.
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Mehr Inhalt online
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Print macht Geschäft
Ausschlaggebend für die Produktion und
den Verkauf von Büchern, Zeitschriften
und Zeitungen ist immer noch die
Ökonomie. Printmedien bringen dabei mehr
Geld ein als Online-Produkte: Nicht nur
durch den Absatz von Magazinen, sondern
auch durch Anzeigenverkäufe. Laut einer
Studie des Zentralverbands der Deutschen
Werbewirtschaft investierten deutsche
Unternehmen 2011 knapp 19 Milliarden Euro
in Werbung. Davon wurden 13 Milliarden für
gedruckte Medien verwendet.
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Steigende Kosten
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Print ist ein
Wachstumsmarkt
Aufgrund der langen Tradition
und revolutionären Rolle in der
Geschichte sind Printmedien in
Deutschland fest in die Gesellschaft
und Wirtschaft eingewoben. Dass
Print wächst, belegen die Zahlen:
Fast 1600 periodisch erscheinende
Publikumszeitschriften wurden im
Jahr 2014 in Deutschland zum Verkauf
angeboten. Darunter 133, die im selben
Jahr erst neu auf den Markt gebracht
wurden.
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Mit einem Klick zur Information
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Print ist beschränkt
Was auf den ersten Blick wie ein
Nachteil wirkt, ist tatsächlich ein Vorteil
von Printmedien. Die Aufgabe von
Zeitschriften ist es, Inhalte auszuwählen
und für den Leser einzuordnen. Daraus
entsteht ein vielseitiger, reflektierter
Blick auf bestimmte Themen. Wer einer
Zeitschrift als Quelle vertraut, erhält
so eine nützliche Selektion relevanter
Informationen.
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Multimedia ist unmöglich
Wie sieht die Zukunft von Print aus? Für viele ist die Antwort überraschend:
Print wächst!
Der Grund hierfür ist simpel: Gedrucktes kommt bei den Leuten an. Trotzdem lässt sich der praktische Nutzen von Online-Plattformen nicht leugnen. Auch unser Magazin ist auf dem Blog unseres Studiengangs und bei Facebook vertreten:
wmk-blog.de und facebook.com/printerestredaktion
Wie entsteht eine Zeitschrift? Liest überhaupt noch jemand Zeitschriften? Oder ist Print schon tot? Die 25 Studierenden der Lehrredaktion im Wintersemester 2015/16 haben sich intensiv mit dem Thema Print auseinandergesetzt – indem sie selbst ein Printmagazin hergestellt haben und in ihren Beiträgen verschiedene Aspekte beleuchtet haben von der Zeitschriftennutzung über Nischenprodukte bis hin zu Umweltfragen. Eine Zeitschrift über Zeitschriften also. Der Name „Printerest“ ist in Anlehnung an die Onlineplattform Pinterest entstanden, auf der Nutzer Bilder und Texte an eine virtuelle Pinnwand hängen können. Entsprechende gestalterische Elemente finden sind in unserer Zeitschrift wieder.
Seminarleitung: Cornelia Varwig, Nicolaz Groll
Wintersemester 2015/16