Solidarische Landwirtschaft: Einer für alle, alle für einen.
von Maximilian Erbach
Was ist eigentlich solidarische Landwirtschaft?
Solidarische Landwirtschaft (kurz Solawi) bezeichnet ein Konzept, bei dem Verbraucher und Bauern kooperieren, um eine lokale, ökologische und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Die Mitglieder verpflichten sich dazu einen festen Beitrag zu zahlen, dadurch decken sie die vorher geschätzten Kosten des Wirtschaftsjahres ab. Im Gegenzug verteilt der Landwirt alle Erzeugnisse, die aus der Kooperation entstanden sind, an die Haushalte. Die Teilnehmer bekommen ihre Ernteanteile meistens wöchentlich. Die Menge kann von Jahreszeit zu Jahreszeit variieren. Mitglieder des Verbunds können ihre Ration dann in den sogenannten Depots abholen. Dieses Vorgehen garantiert dem Landwirt Planungssicherheit und ein festes Einkommen. Gleichzeitig unterstützen die Verbraucher lokale Produkte und ermöglichen so, dass weder Bauern noch Natur ausgebeutet werden. Die namensgebende Solidarität findet sich aber nicht nur in der Beziehung zwischen Bauer und Verbraucher, die Mitglieder zeigen diese auch untereinander: Die Teilnehmer können mehr als den vorgeschriebenen Regelsatz zahlen, um so auch finanziell schwächeren Menschen die Möglichkeit zu bieten, am Projekt teilzunehmen.
Solawi für die Metropolregion Rhein-Neckar
Im Januar dieses Jahres wurde die Solidarische Landwirtschaft Mannheim Ludwigshafen gegründet. Sie zählt neben einigen Projekten in und um Heidelberg zu den wenigen solidarischen Landwirtschaften in der Metropolregion Rhein-Neckar. Der dazugehörige Hof befindet sich in Schifferstadt, Rheinland-Pfalz, und wird von Norbert Eckel betrieben. Die Mitglieder der Solawi bezahlen 360 Euro im Jahr und können sich dann wöchentlich ihre Ration in den Depots abholen. Da das Projekt noch sehr jung ist, gibt es momentan nur drei Depots in Mannheim, aber die Verantwortlichen sind ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um ihr Netzwerk auszubauen.
„Die Antithese zur industriellen Landwirtschaft“
Norbert Eckels Hof ist nicht groß. Auf knapp acht Hektar kultiviert der bioland-zertifizierte Bauer 40 verschiedene Sorten Gemüse. Die Ernte reicht, um etwa 400 Personen zu versorgen. Die Solawi Mannheim Ludwigshafen nimmt momentan etwa 20 Prozent der Erzeugnisse ab, 50 Prozent sind angestrebt. Den Rest verkauft Eckel auf dem Markt. Die Solawi sei eine große Hilfe, da er durch sie einen gesicherten Absatz habe und durch den Beitrag der Mitglieder Diesel, Dünger und Jungpflanzen besser finanzieren könne. Die Äcker bearbeitet der Landwirt teilweise noch mit dem Pferd, und die Traktoren sind auch nicht mehr die neuesten. Darin sieht Norbert Eckel allerdings kein Problem: Die Traktoren seien zwar älter, verbrauchen aber wenig, mit den Pferden spare er auch Treibstoff – ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit! Generell wirkt der beschauliche Hof wie die Antithese zur industriellen Landwirtschaft, was durchaus gewollt ist. Eckels Hauptanliegen ist es, eine
Alternative zu den großen Supermarktketten zu bieten. Statt Quantität und Preisdumping setzt er zusammen mit der Solawi auf Qualität und Nachhaltigkeit.
Strenger als das normale Bio-Siegel
Stolz erzählt Norbert Eckel, dass seine Produkte Bioland-zertifiziert sind. Das Siegel ist schwerer zu bekommen und die Anbauverordnungen sind strenger als die des normalen Bio-Siegels der EU. Beispielsweise muss ein Bioland-Betrieb komplett auf ökologische Produktion umgestellt sein, nach EU-Verordnung ist eine Teilumstellung innerhalb eines Betriebes ausreichend, um ein Bio-Siegel zu bekommen. Im Gespräch wird schnell klar, dass Eckel die Umwelt sehr am Herzen liegt. Statt Pestizide zu nutzen, legt er Netze und Vliesstoffe aus, um Schädlinge abzuwehren. Disteln und Brennnesseln an den Feldrändern lässt er stehen, da Schädlinge diese statt die Nutzpflanzen verzehren. Um die Böden zu regenerieren, lässt er alle vier Jahre Klee wachsen, da dieser dem Boden wichtigen Stickstoff zuführt.
Die solidarische Landwirtschaft ist in Deutschland noch nicht so bekannt und konzentriert sich noch auf einige Ballungsräume, jedoch interessieren sich immer mehr Menschen dafür, an so einen Projekt teilzuhaben.
Für weitere Informationen:
www.solawi-malu.de
www.solidarische-landwirtschaft.org
www.ernte-teilen.de